Die Gemeinde Hattenhofen ist ein gutes Beispiel für:
- die Förderung des Radverkehrs durch Infrastrukturausbau und Serviceangebote,
- die Integration von Elektromobilität in den ländlichen Raum,
- innovative Mobilitätslösungen wie Mitfahrbänke und E-Carsharing sowie
- die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Akteuren.
Sechs Gemeinden – ein Ziel
Hattenhofen ist Teil der N!-Region des Gemeindeverwaltungsverbands (GVV) im Raum Bad Boll. Der Zusammenschluss der sechs Gemeinden Aichelberg, Bad Boll, Dürnau, Gammelshausen, Hattenhofen und Zell u. A. zu einer Nachhaltigkeitsregion verfolgt das Ziel, die nachhaltige Entwicklung des GVV Raum Bad Boll voranzubringen, um auch in Zukunft gut leben zu können. Dafür erarbeiteten die Gemeinden konkrete Handlungsziele und Maßnahmenvorschläge aus den Bereichen Ökologie und Umweltschutz, Wirtschaft und Arbeit sowie Soziales und Gesellschaft. Sie sind in einem gemeinsamen Nachhaltigkeitskonzept aufgelistet. Das Besondere an diesem Konzept: Es wurde von einem Nachhaltigkeitsbeirat erstellt, der sich aus den sechs Gemeinde-Bürgermeistern und aus Bürgerinnen und Bürgern der Mitgliedsgemeinden zusammensetzt. Der sogenannte N!-Beirat der N!-Region GVV Raum Bad Boll ist der erste seiner Art. In keinem anderen regionalen Verwaltungsverband in Baden-Württemberg ist ein solcher Beirat tätig. Aus dem Nachhaltigkeitskonzept heraus entstand eine Mobilitätsstrategie, die auf eine nachhaltige Verkehrsinfrastruktur abzielt, sowie auf weitere Förderungen innovativer Mobilitätslösungen.
Mit dem Rad besser unterwegs
Eine bedeutende Rolle in der Mobilitätsstrategie von Hattenhofen spielt der Radverkehr. Entlang von historischen Bauten, mit malerischer Rundumsicht auf den Albtrauf, die Drei Kaiserberge und den Schurwald kommen Pendlerinnen und Pendler und vor allem auch Freizeitradfahrerinnen und -radfahrer in Hattenhofen auf ihre Kosten. Wer dabei das „Pfff“-Geräusch hört, zieht die Mundwinkel nach unten. Doch am Sauerbrunnen in Hattenhofen ist Hilfe in Sicht: Eine Fahrrad-Reparaturstation mit Aufpumpstation und Werkzeug ermöglicht es, kleinere Probleme direkt vor Ort zu beheben. Neben dieser Reparaturstation gibt es am Sauerbrunnen auch eine kostenlose Ladestation für E-Bikes. Während der Akku wieder Power bekommt, können Radlerinnen und Radler ihre Trinkflaschen auffüllen oder gemütlich in der Kneippanlage und auf dem Barfußpfad entspannen.
Hattenhofen tritt mit dem Gemeindeverwaltungsverband Raum Bad Boll beim Stadtradeln an. Gemeinschaftlich sammeln sie Kilometer, vermeiden CO2 und tun etwas für die Gesundheit von Bürgerinnen und Bürgern. Um sich in der Region zurechtzufinden, gibt es sehr gut gekennzeichneten Fahrrad- und Wanderrouten und mithilfe des Tourenplaners des Landkreises Göppingen können alle ihre Radtour individuell erstellen.
Elektromobilität als Zukunftsmodell
Nicht nur in der Stadt bringt Elektromobilität viele Vorteile mit sich. Auch kleinere Ortschaften setzen auf Elektromobilität, um in Zukunft nachhaltig unterwegs sein zu können. Bei einer Studie mit unterschiedlichen Befragten im Raum Bad Boll stellte sich heraus, dass für mehr als 50 Prozent der Befragten der persönliche Stellenwert von E-Mobilität beim Pkw sehr hoch oder hoch ist. Diese positive Grundeinstellung nimmt die N!-Region GVV Raum Bad Boll zum Anlass die Ladeinfrastruktur auszubauen, um die E-Mobilität attraktiver zu machen. Auch Hattenhofen hat deshalb in der Ortsmitte zwei E-Ladesäulen errichtet.
Mehr als 28 Prozent der Befragten haben grundsätzlich Interesse an einem Carsharing-Angebot. Um diese Nachfrage zu erfüllen, hat die Gemeinde in Kooperation mit „deer mobility solutions“ ein E-Carsharing eingeführt. Damit können Bürgerinnen und Bürger auf einen Zweit- oder Drittwagen verzichten und trotzdem flexibel und umweltfreundlich unterwegs sein.
Um die Mobilität und Selbständigkeit der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern hat sich der Gemeindeverwaltungsverband Raum Bad Boll dazu entschlossen das Projekt E-Bürgerauto LORENZ ins Leben zu rufen. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer fahren montags bis freitags von 8:00 bis 18:00 Uhr im gesamten Verbandsgebiet umher. Egal ob zum Arzt, zum Einkaufen oder zum Kaffeeklatsch – das Bürgerauto LORENZ holt die Bürgerinnen und Bürger ab und bringt sie auch wieder nach Hause. Der Preis beruht dabei auf Spendenbasis.
Mobilität für alle
Seit Dezember 2019 bietet Hattenhofen eine einfache, aber effektive Lösung für die Mobilität im ländlichen Raum: die Mitfahrbänkle. Diese speziellen Bänke stehen an insgesamt neun Stellen in allen sechs Mitgliedsgemeinden der N!-Region Raum Bad Boll. Wer darauf Platz nimmt, signalisiert vorbeifahrenden Autofahrerinnen und Autofahrern, dass ein Mitnahmewunsch besteht. Die Mitfahrbänkle sind als Ergänzung zum Busverkehr gedacht. Gerade wenn der Bus nicht so häufig kommt, kann das private Mitfahrangebot eine Alternative sein. Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahre können die Mitfahrbänkle in der N!-Region nutzen. Die Entscheidung, ob man mitgenommen werden möchte oder jemanden mitnimmt, trifft jede bzw. jeder selbst. Das Mitfahren ist dabei eine private Vereinbarung zwischen der fahrenden und der mitfahrenden Person.
ÖPNV und regionale Vernetzung
Seit 2021 ist der Landkreis Göppingen in den Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) integriert, was den Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln für die Bewohnerinnen und Bewohner von Hattenhofen erheblich verbessert hat. Alle Einwohnenden des Landkreises profitieren von den Ticketangeboten des VVS und können mit einem einzigen Ticktet in der ganzen Region unterwegs sein. Auch für Fahrgäste außerhalb des Landkreises Göppingen sind die Naherholungsziele im Kreis dadurch einfacher und günstiger erreichbar.
Gemeinsam mehr erreichen
Als Erklärung für den Erfolg in Hattenhofen führt Jochen Reutter, der Bürgermeister der Gemeinde, an: „Die Aufgabe hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft kann nur gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen, Organisationen, Einrichtungen und anderen kommunalen Akteuren gelingen.“
Hattenhofen versteht sich bei all den Klimaschutzaktivitäten nicht als Einzelkämpferin. Vielmehr setzt die Gemeinde konsequent auf die Vernetzung mit anderen Akteuren. Egal ob mit der N!-Region GVV Raum Bad Boll, dem Klimabündnis oder im Bündnis der Kommunen für biologische Vielfalt – zusammen lässt sich mehr erreichen.
(Stand: Januar 2025)
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Jochen Reutter
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E-Carsharing deer mobility solutions
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Gute Beispiele: Vorbilder für nachhaltige Mobilität in Kommunen
