Die Stadt Göppingen ist ein gutes Beispiel für:
- ein modernes Radverkehrsnetz,
- ein Fahrradparkhaus am Bahnhof,
- eine fußgängerfreundliche Innenstadt sowie
- die frühe Förderung von Elektromobilität.
Mit dem Rad auf der Überholspur
Die Stadt Göppingen möchte den Radverkehr nachhaltig voranbringen. Seit 2013 ist sie Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg (AGFK-BW). Gemeinsames Ziel des Landes Baden-Württemberg und der AGFK-BW: Radfahren als selbstverständliche, umweltfreundliche und günstige Art der Fortbewegung fördern und eine fahrradfreundliche Mobilitätskultur etablieren. Als Mitglied des kommunalen Netzwerks profitieren die Mitgliedskommunen vom Erfahrungsaustausch auf Fachseminaren und von der Arbeit der Geschäftsstelle, die das als Verein organisierte Netzwerk koordiniert.
Durch die Bearbeitung der 315 Maßnahmenvorschläge des neuen Radverkehrskonzepts 2030 möchte die Stadt Göppingen die Bedingungen für das Fahrradfahren für die rund 59.000 Bürgerinnen und Bürger sowie für Besucherinnen und Besucher verbessern. Der Ausbau des Radnetzes ist bereits in vollem Gange. Aktuell läuft die Planungs- und Entwurfsphase für den Radschnellweg RS14, der entlang der Fils Wohn- und Arbeitsorte sowie Einkaufmöglichkeiten und Freizeiteinrichtungen verbinden soll. Die Strecke verläuft von Ebersbach über Göppingen, Eislingen und Salach bis Süßen. Sie umfasst eine Gesamtlänge von ca. 20 km, die Verbindung soll möglichst oft kreuzungsfrei oder bevorrechtigt und durchgängig sein, um das Radfahren attraktiv, komfortabel und sicher zu machen.
Bequeme Parkmöglichkeiten für Radelnde
Göppingen hat das Radfahren nicht nur auf den Straßen, sondern auch bei den Parkmöglichkeiten im Blick. Das Fahrradparkhaus am Bahnhof bietet 70 sichere Abstellplätze, darunter abschließbare Fahrradboxen. Ergänzend dazu stehen im Bahnhofsumfeld 290 Bike & Ride-Plätze zur Verfügung. Zudem hat Göppingen in der Innenstadt über 500 Fahrradstellplätze geschaffen, so dass es für Radfahrende keine Hürden gibt, das Rad als tägliches Fortbewegungsmittel zu nutzen. Die Fahrradabstellplätze werden sowohl im Stadtkern als auch in den Stadtbezirken kontinuierlich erweitert und wenn nötig erneuert.
RadKULTUR: Fahrradfahren als Lebensstil etablieren
Die Stadt Göppingen fördert das Fahrradfahren durch zahlreiche Initiativen im Rahmen seiner RadKULTUR. Eine davon ist der E-Lastenradverleih. Das „BarbaRössle“ kann bis zu drei Tage in der Fahrradreparaturwerkstatt ausgeliehen werden. Ob auf dem Weg zum Baumarkt, beim Einkaufen oder für ein Picknick, das Lastenrad bietet ausreichend Platz für den Alltag. Darüber hinaus steht der Bevölkerung mit der Verleihstation von RegioRad Stuttgart auf dem Bahnhofsplatz Göppingen ein flexibles Verleihsystem für E-Bikes und Fahrräder zur Verfügung. E-Bikes können kostenlos an zwei Ladestationen geladen werden. Sollte das Fahrrad eine Panne haben, gibt es zwei Fahrradreparatursäulen, die sogenannten RadService-Punkte, an denen sich verschiedene Werkzeuge befinden, mit denen Bürgerinnen und Bürger kleinere Reparaturen am Fahrrad selbst vornehmen und die Reifen aufpumpen können. Eine weitere befindet sich am Ortsrand von Faurndau.
Diese Bemühungen und Maßnahmen zeigen Erfolg: Die Menschen in Göppingen sind motiviert, sich in den Sattel zu schwingen. Zuletzt stiegen auch die Zahlen beim Stadtradeln an: Mehr als 135.000 Kilometer kamen in den drei Wochen im Jahr 2024 zusammen.
Ein Zentrum für Menschen
Um die Innenstadt lebenswert und attraktiv zu gestalten, wurde bereits in den 1980er Jahren eine Verkehrsberuhigung der Innenstadt diskutiert. Dies führte schließlich zum Baustart der sog. „Neuen Mitte“ im Jahr 2002. Am 7.11.2003 war die „Neue Mitte“ schließlich fertig gestellt. Statt der rund 24.000 Fahrzeuge, die zuvor pro Tag den Marktplatz passierten, gibt es dort nun vielfältige Veranstaltungen, u.a. den Göppinger Frühling, das Weinfest oder auch die Göppinger Waldweihnacht. Gastronomen nutzen den Ort für die Außenbewirtung. Der Marktplatz wurde dadurch zum pulsierenden Herz der Stadt Göppingen.
Die Anreise in die Innenstadt ist nach wie vor mit dem Auto möglich. Ein Parkhaus-Ring lenkt den Parksuchverkehr gezielt in die zehn Parkhäuser, die in fußläufiger Entfernung rund um die zentrale Innenstadt liegen. Um den Parksuchverkehr in Innenstadtnähe weiter zu reduzieren, wurde in den letzten Monaten ein dynamisches Parkleitsystem installiert.
Im Juni 2024 widmete sich Göppingen erneut dem Thema Fußverkehr und startete das Pilotprojekt „Fußgängerfreundliche Innenstadt“. Es untersagte das Parken entlang der Hauptstraße zugunsten kultureller Veranstaltungen und neuer begrünter Sitzmöglichkeiten. Die Hauptstraße war abends und am Wochenende für den Autoverkehr gesperrt. Dadurch sollte getestet werden, ob eine Ausweitung der Fußgängerzone aus der „Neuen Mitte“ heraus möglich wäre. Am 18. September 2024 endete der Pilotversuch. Er zeigte, dass die Verkehrsberuhigung für die Anwohnenden positive Effekte mit sich brachte. Aus Sicht des Handels wurde der Pilotversuch negativ bewertet und mit Umsatzeinbußen in Verbindung gebracht. Die Stadt möchte aus den Erkenntnissen des Pilotversuchs lernen, um ein attraktiver Ort für den Einzelhandel zu bleiben und weiterhin Besuchende aus dem Umland nach Göppingen zu bringen.
Bereits seit 2012 fördert Göppingen die Elektromobilität aktiv. Heute verfügt die Stadt über 20 Ladestationen mit mehr als 150 Ladepunkten, die den Bürgerinnen und Bürgern das Aufladen ihrer E-Fahrzeuge erleichtern. Im Rahmen des Programms „Modellregion für Nachhaltige Mobilität“ wurden 2023 drei neue E-Carsharing-Stationen eingerichtet, die eine umweltfreundliche Alternative zum eigenen Auto bieten. Ergänzt wird das Angebot durch ein E-Scooter-Leihsystem, das vor allem die „Letzte Meile“ zwischen ÖPNV-Haltestellen und dem Zielort überbrückt.
Seit der Integration des Landkreises Göppingen in den Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) im Jahr 2021 sind die Verbindungen des öffentlichen Nahverkehrs in die Metropolregion Stuttgart eng aufeinander abgestimmt. Insbesondere für Pendlerinnen und Pendler bietet diese Vernetzung große Vorteile, da sie nun mit einem einzigen Ticket sowohl die regionalen als auch die städtischen Verkehrsmittel nutzen können. Der Busverkehr innerhalb Göppingens wurde zudem ausgebaut und speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen angepasst, um eine barrierefreie und komfortable Nutzung zu gewährleisten.
(Stand: April 2025)
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Kontakt
Dr. Sandra Bässler
Beauftragte für Klimaschutz und Klimafolgenanpassung -
Radverkehrskonzept 2030
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Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg
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RadKULTUR
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RegioRad Stuttgart
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Pilotprojekt Fußgängerfreundliche Innenstadt
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Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS)
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Gute Beispiele: Vorbilder für nachhaltige Mobilität in Kommunen
