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Wärmeatlas Baden-Württemberg ist online - neues Werkzeug unterstützt Kommunen bei der Wärmeplanung

Wärmeatlas-Visualisierung für einen Mannheimer Stadtteil

In Baden-Württemberg können Kommunen künftig den Wärmebedarf der Wohn- und Nichtwohngebäude auf ihrer Gemarkung abfragen. Möglich macht das der neue Wärmeatlas BW. Die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) hat die interaktive Onlinekarte erstellen lassen. Der Wärmeatlas zeigt den Bedarf für Raumwärme und Warmwasser an – sei es in der einzelnen Kommune, dem Straßenzug oder dem Baublock. Städte und Gemeinden können mit dem Planungsinstrument ihre künftige Wärmeversorgung besser planen. Auch für die Bauwirtschaft ist der Wärmeatlas BW hilfreich. Ein Konsortium der Unternehmen geomer und GEF Ingenieure sowie dem ifeu-Institut hat den Wärmeatlas BW erstellt. Der Wärmeatlas steht auf der Internetseite der KEA-BW kostenfrei zum Download bereit: www.kea-bw.de/waermewende/angebote/downloads. Im Mai wird er auch in den Energieatlas der LUBW integriert. 

Die 1.101 Kommunen im Südwesten erhalten mit dem Wärmeatlas BW eine Wärmebedarfsberechnung für den gesamten Gebäudebestand in Baden-Württemberg. Mit den Wärmedaten auf ihrer Gemarkungsfläche können sie oder die zuständigen Planungsbüros die künftige Wärmeversorgung besser planen. Die Daten zeigen, wo in einer Kommune der Wärmebedarf besonders hoch oder niedrig ist. Die Auflösung reicht von der Gemeindeebene über den Straßenzug und der Rasterebene, 100 mal 100 Meter, bis hin zur Baublockebene. Die kleinste Einheit besteht aufgrund von Datenschutzgründen aus drei Gebäuden – so ist der Wärmebedarf einzelner Gebäude nicht öffentlich einsehbar.

Der Wärmeatlas BW liefert unter anderem Informationen darüber, wo Potenziale für Wärmenetze bestehen und wo nicht. Wärmenetze sind normalerweise erst ab einer gewissen Wärmeabnahme je Trassenmeter wirtschaftlich. Diese erforderlichen Daten liefert der Wärmeatlas. Die Wärmebedarfsdaten können beispielsweise für eine Wärmenetz-Machbarkeitsstudie genutzt werden. Für solche Machbarkeitsstudien erhält man im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) eine finanzielle Förderung. 

Nutzung der Daten für Machbarkeitsstudien und Eignungsprüfung 

Kommunen können die Daten aus dem Wärmeatlas BW auch für die sogenannte Eignungsprüfung bei der kommunalen Wärmeplanung verwenden. Im Rahmen dieser Prüfung werden Teilgebiete in der Kommune identifiziert, die sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht für die Versorgung durch ein Wärmenetz oder ein Wasserstoffnetz eignen. Für ein solches Teilgebiet kann laut Paragraf 14 des Wärmeplanungsgesetzes des Bundes – das Gesetz wird derzeit in das Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz des Landes überführt – die planungsverantwortliche Stelle entscheiden, ob sie in diesem Fall eine verkürzte Wärmeplanung in kleinerem Umfang durchführt. 

Die Kommune kann in diesem Fall auf die Bestandsanalyse verzichten und eine verkürzte Potenzialanalyse vornehmen, in der nur die Optionen für eine dezentrale Wärmeversorgung untersucht werden. Das Teilgebiet wird im Wärmeplan dann als voraussichtliches Gebiet für die dezentrale Versorgung dargestellt. So sollen insbesondere für kleinere Gemeinden Aufwand und Kosten für die kommunale Wärmeplanung sinken.

57 Millionen 3D-Gebäudegeometrien im Programm integriert

Der Wärmeatlas basiert auf rund 57 Millionen 3D-Gebäudegeometrien der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen, Daten zur Verteilung energetischer Baualtersklassen auf Ebene eines bundesweiten Hektarrasters aus der Gebäude- und Wohnungszählung 2011 sowie regional differenzierten Klimadaten des Deutschen Wetterdienstes. Die verwendeten 3D-Gebäudemodelle der Landesvermessungsämter stellen die aktuell umfassendsten flächendeckend verfügbaren Geodaten zum Gebäudebestand in Baden-Württemberg dar. 

Die Wärmebedarfsberechnung für einzelne Gebäude erfolgt mithilfe der Raumwärme- und Warmwasser-Energiekennzahlen aus dem ifeu-Gebäudemodellsimulationsmodell GEMOD – differenziert nach energetischen Gebäudetypen, Baualtersklassen und Klimazonen. Für die Zuordnung zu einem energetischen Gebäudetyp haben die Fachleute die 3D-Gebäudemodelle um weitere Attribute wie Geometrie und lagebasierte Kriterien angereichert. Über diese Schritte werden unbeheizte Nebengebäude (etwa Garagen und Lagergebäude) in Siedlungs- und Gewerbegebieten identifiziert und Wohngebäude baustrukturell weiter differenziert. 

Die Expertinnen und Experten der KEA-BW informieren interessierte Kommunen über den Wärmeatlas. Kontakt: waermewende@kea-bw.de.