Baden-Württemberg: Immer mehr Kommunen engagieren sich im Klimaschutz
KEA-BW veröffentlicht Bericht zum Status des Klimaschutzes im Südwesten
- Kurzbericht kommunaler Klimaschutz: eine datenbasierte Bestandsaufnahme für Baden-Württemberg
- Immer mehr Kommunen treiben die lokale Energiewende aktiv voran.
- Neu im Bericht: Expertinnen und Experten der KEA-BW geben insgesamt 38 Empfehlungen für Bund, Land und Kommunen.
Die Zahl der im Klimaschutz aktiven Kommunen in Baden-Württemberg wächst stetig. Sie bauen die Solar- und Windenergieerzeugung aus, sanieren ihre Liegenschaften oder errichten Wärmenetze. Allein die Zahl der Städte und Gemeinden mit einem Klimaschutzmanagement stieg bis zum 31. Dezember 2023 auf 244. Eine detaillierte Übersicht über die Aktivitäten im Land bietet der am 8. April 2025 erschienene Kurzbericht kommunaler Klimaschutz. Die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) hat den Bericht im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg erstellt. Die Bestandsaufnahme erscheint seit 2018 im zweijährigen Turnus. Neu in diesem Jahr: Erstmals geben die Expertinnen und Experten der KEA-BW konkrete Handlungsempfehlungen für Bund, Land und Kommunen – es sind insgesamt 38.
Anlässlich der Veröffentlichung des Berichts zum kommunalen Klimaschutz erläutert Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft: „Es ist motivierend zu sehen, wie viele Kommunen im Land sich dem Klimaschutz verschrieben haben und aktiv verschiedene Maßnahmen umsetzen. Ihnen kommt eine wichtige Vorbildfunktion zu. Daher freut es mich sehr, dass unsere Förderprogramme rege angenommen werden und wir so einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung unserer Städte und Gemeinden leisten können.“ Die Ministerin betont, dass zur Erreichung der Klimaschutzziele alle Akteure Hand in Hand gehen müssen. Angesichts der großen Investitionsbedarfe und der damit verbundenen Frage der Finanzierung appelliert sie an die neue Bundesregierung: „Kommunaler Klimaschutz muss dringend als Gemeinschaftsaufgabe im Grundgesetz verankern werden, um eine grundsätzliche und langfristige Finanzierung zu gewährleisten und den Kommunen Planungssicherheit zu geben. Der Kurzbericht der KEA-BW gibt uns mit seinen Daten und Empfehlungen wichtige Hinweise, wo unsere Kommunen stehen und wo es noch Handlungsbedarf gibt.“
In Zeiten knapper Kassen darf der Klimaschutz nicht zu kurz kommen. Das betonen die Expertinnen und Experten der KEA-BW in ihrem aktuellen Kurzbericht kommunaler Klimaschutz. Darüber hinaus habe der Klimaschutz auch große wirtschaftliche Bedeutung und schaffe mehr Unabhängigkeit in politisch herausfordernden Zeiten. „Die Energiebereitstellung aus lokalen erneuerbaren Energiequellen reduziert die Abhängigkeit von Energieimporten und steigert zudem die regionale Wertschöpfung“, sagt Martina Hofmann, Geschäftsführerin der KEA-BW.
Wärme- und Stromerzeugung aus Erneuerbaren steigt, weiterer Ausbau notwendig
Bei der Wärmeversorgung liegt der Anteil der Erneuerbaren in Baden-Württemberg aktuell bei 18 Prozent – im Jahr 2000 waren es noch acht Prozent. Wie bis 2030 dann 50 Prozent erreicht werden können, zeigt die kommunale Wärmeplanung auf. Hier spielen neben dem Einbau dezentraler Heizungen auf Basis erneuerbarer Energien neue und erweiterte Wärmenetze eine wichtige Rolle: Kommunen können den Ausbau durch kommunale Unternehmen selbst vorantreiben, auch indem sie kommunale Liegenschaften wie Schulen als Ankerkundinnen nutzen und so den Bau der Wärmenetze erleichtern.
Auch bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien tut sich einiges. Sie hat sich in den Jahren zwischen 2000 und 2023 mehr als verdreifacht – auf nun 20,4 Terawattstunden. Das sind 20,4 Milliarden Kilowattstunden. Dennoch muss der Ausbau weiter beschleunigt werden, wie die Expertinnen und Experten der KEA-BW in ihrem Bericht betonen. In der Wissenschaft herrsche Konsens darüber, dass für das Erreichen der Klimaziele nach wie vor ein starker Ausbau vor allem von Photovoltaik und Windenergie nötig sei. Kommunen können in Abstimmung mit der Regionalplanung proaktiv Gestaltungsmöglichkeiten in der Flächenplanung nutzen und Flächen für Windkraftanlagen sowie Freiflächen- und Floating-Photovoltaik ausweisen.
Mit Strategie und Personal auf dem Weg zur Klimaneutralität
Zu den strategischen Grundlagen des kommunalen Klimaschutzes gehört das Erstellen eines integrierten Klimaschutzkonzeptes. Es besteht aus zwei Elementen: einer Bestandsaufnahme und einem Plan zum Erreichen der Klimaschutzziele. Laut Bericht sind aktuell 214 Konzepte bekannt, die sich auf 33 Landkreise und 403 Städte und Gemeinden erstrecken.
Von entscheidender Bedeutung für die Planung und Umsetzung von konkreten Projekten sind die Personalressourcen. Die Zahl der Kommunen mit Klimaschutzmanagement stieg bis Ende 2023 auf 244; diese sind ein zentraler Erfolgsfaktor für die Fördermittelakquise. Ein Alleinstellungsmerkmal im Land ist zudem das flächendeckende Netz von regionalen Energie- und Klimaschutzagenturen. Diese sind vor Ort die ersten Anlaufstellen zum Thema Klimaschutz für Kommunen und Privatpersonen. Ende 2023 betrug die Personalkapazität insgesamt 233 Vollzeitäquivalente.
Handlungsempfehlungen für Bund, Land und Kommunen
Der Kurzbericht bietet darüber hinaus einen Überblick zu vielen Themen des kommunalen Klimaschutzes im Land – von Bürgerenergiegenossenschaften über Contracting-Projekte, Gebäudesanierung, CO2-Bilanzen und viele mehr. Zu den Empfehlungen der KEA-BW auf Basis der Ergebnisse des Berichts zählen:
- Der Bund soll eine Gemeinschaftsaufgabe kommunaler Klimaschutz im Grundgesetz verankern. Das Land Baden-Württemberg solle sich dafür einsetzen. Das würde den kommunalen Klimaschutz deutlich stärken, etwa was die finanzielle und personelle Ausstattung angeht. Durch solch eine Verankerung in der Verfassung, die auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert, würde Klimaschutz zu dem, was er ist: eine gemeinschaftliche Pflichtaufgabe.
- Das Land solle ressortübergreifend finanzielle Unterstützungsangebote für Kommunen bei der energetischen Sanierung ihrer Liegenschaften einrichten, insbesondere durch eine Aufstockung der entsprechenden Bundesförderung.
- Bedeutende finanzielle und energetische Einsparpotenziale lassen sich mit kommunalem Energiemanagement heben. Das Land solle sich für die Wiederaufnahme der Bundesförderung für das kommunale Energiemanagement einsetzen oder eine eigene Förderung anbieten.
- Das Land soll gezielt kleinere Kommunen unterstützen, z.B. durch die Etablierung von Klimaschutzzentralen in Landkreisen, die Aktivitäten insbesondere in Kommunen mit weniger als 20.000 Einwohnenden anregen und koordinieren.
- Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnenden sollten ein Klimaschutzmanagement einführen. Für kleinere Kommunen bieten sich Lösungen durch Gemeindeverwaltungsverbände, Teilzeitstellen oder über die Landkreise an.
- Kommunen sollten eine Sanierungsstrategie für ihre kommunalen Gebäude erstellen, eine Umsetzung ist in Eigenregie oder durch Energiespar-Contracting möglich.
- Kommunen sollten ambitionierte Effizienzstandards über städtebauliche Verträge sicherstellen, wenn Neubau unausweichlich ist.
Hintergrundinformationen zum Kurzbericht kommunaler Klimaschutz
Der Kurzbericht kommunaler Klimaschutz zeigt aktuelle Entwicklungen und bisherige Erfolge, aber auch bestehende Defizite bei den Klimaschutzbemühungen der Kommunen im Land. Ziel ist es, Kommunen, regionalen Energie- und Klimaschutzagenturen sowie anderen Akteuren eine fundierte Grundlage für zukünftige Aktivitäten auf dem Weg zur Klimaneutralität zu liefern. Über den Bericht hinaus stellt die KEA-BW auf Anfrage Analysen auf Gemeinde- und Landkreisebene zur Verfügung.
Bislang lautete der Name Statusbericht kommunaler Klimaschutz. Die KEA-BW erstellt ihn seit 2018 im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg.
Die vierte Fortschreibung besteht nun aus zwei Teilen – dem Kurzbericht kommunaler Klimaschutz sowie den Statusdaten mit aktuellen Zahlen. Sie enthalten überwiegend Daten zum Stand 31. Dezember 2023. Die Dokumente können Interessierte unter www.kea-bw.de/statusbericht-kommunaler-klimaschutz herunterladen. Nicht Teil des Kurzberichts kommunaler Klimaschutz ist das Thema Mobilität. Dieser wird im Statusbericht Nachhaltige Mobilität separat behandelt, der ebenfalls von der KEA-BW erstellt wird.
Über die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW)
Die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) trägt dazu bei, den Klimaschutz im Südwesten umzusetzen. Die Landesenergieagentur ist eine zentrale Anlaufstelle bei Fragen zur Energiewende, Wärmewende sowie der Verkehrswende und treibt den Gewässer- und Bodenschutz voran. Sie berät Kommunen, Ministerien, Energieversorger, Netzbetreiber sowie kleine und mittelständische Unternehmen, wie sie weniger Energie verbrauchen, Energie effizient nutzen, erneuerbare Energien ausbauen und die nachhaltige Mobilität vorantreiben können. Auch Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer, Flächeneigentümerinnen und -eigentümer sowie kirchliche Einrichtungen gehören zu den Zielgruppen.
Die Energieagentur des Landes ist gegliedert in die Bereiche „Kommunaler Klimaschutz“, „Energiemanagement“, „Contracting“, „Wärmewende“, „Zukunft Altbau“, „Nachhaltige Mobilität“, „Wasser und Boden“ sowie „Erneuerbare BW“. Zu letzterem zählt auch das „Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg“. Die KEA-BW wurde im Jahr 1994 gegründet und ist seit 2017 eine 100-prozentige Tochter des Landes. An den Standorten in Karlsruhe und Stuttgart arbeiten über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. www.kea-bw.de
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