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European Energy Award: 35 Klimaschutz-Kommunen in Freiburg prämiert

mehrere Personen stehen nebeneinander auf einer Bühne und halten das Schild European Energy Award hoch

35 baden-württembergische Kommunen erhielten den European Energy Award. Staatssekretär Dr. Andre Baumann (rechts) überreichte ihn den Preisträgern. Foto: KEA-BW

Südwesten: 35 Klimaschutz-Kommunen prämiert

European Energy Award am 21. Februar 2025 in Freiburg verliehen – Staatssekretär Dr. Andre Baumann überreicht Auszeichnung

  • 35 Kommunen im Land haben den European Energy Award (eea) erhalten. Acht Kommunen wurden mit dem eea in Gold ausgezeichnet
  • Mit dem Zertifizierungsverfahren verankern die Kommunen Strukturen für den Klimaschutz in den Verwaltungen und treiben die effiziente Nutzung von Energie und den Ausbau erneuerbarer Energien systematisch voran
  • Wirkungsvolle Klimaschutzprojekte gibt es unter anderem in Freiburg, in fünf Kommunen aus dem RegioEnergie-Netzwerk bei Rastatt, dem Enzkreis und dem Gemeindeverwaltungsverband Fronreute-Wolpertswende

Mehr erneuerbare Energien nutzen und Treibhausgasemissionen einsparen: Vor dieser Aufgabe stehen die 1.136 Kommunen in Baden-Württemberg. 35 erfolgreiche Städte, Gemeinden und Landkreise wurden am 21. Februar 2025 nun für ihr Engagement ausgezeichnet. Staatssekretär Dr. Andre Baumann verlieh den Klimaschutz-Kommunen die internationale Auszeichnung European Energy Award (eea). Acht Kommunen erhielten den eea in Gold. Im Rahmen des europäischen Zertifizierungsverfahrens treiben Kommunen den Klimaschutz auf ihrem Gebiet systematisch voran. Das eea-Label wird jährlich an diejenigen verliehen, die die Zertifizierung erstmalig oder zum wiederholten Mal erfolgreich durchgeführt haben. Vorbildliche Projekte gibt es unter anderem in Freiburg, in fünf Kommunen aus dem RegioEnergie-Netzwerk bei Rastatt, dem Enzkreis und dem Gemeindeverwaltungsverband Fronreute-Wolpertswende. Insgesamt wurden 21 Städte, acht Gemeinden, ein Gemeindeverwaltungsverband und fünf Landkreise prämiert. Die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) koordiniert die eea-Aktivitäten im Land. Im Südwesten nehmen 182 Städte, Gemeinden und Landkreise am eea-Prozess teil. Die Preisverleihung fand auf Einladung der diesjährigen Gold-Preisträger-Kommune Freiburg in deren Historischem Kaufhaus statt.

Mehr Informationen zu den ausgezeichneten Kommunen und dem European Energy Award gibt es unter www.kea-bw.de/eea-preistraeger-2025. Fotos der Veranstaltung gibt es unter diesem Link ab 18 Uhr.

„Wer das Klima schützt, schützt die Menschen im Land. Der Klimawandel und seine Folgen sind längst für uns alle sichtbar und spürbar. Gegensteuern duldet keinen Aufschub mehr. Deshalb ist es toll zu sehen, wie Kommunen die notwendigen Veränderungen tatkräftig und zielstrebig angehen. Die heute Ausgezeichneten gehen erfolgreich neue Wege in Sachen Energie, sie gehen achtsamer mit Ressourcen um und schützen unsere Lebenswelt. Damit leisten sie einen unverzichtbaren Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele und stellen sich selbst zukunftsfest auf“, sagt Dr. Andre Baumann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. 

„Die im European Energy Award aktiven Kommunen treiben den Klimaschutz mit zahlreichen Maßnahmen systematisch und strukturiert voran. Aktiver Klimaschutz schafft mehr Jobs durch Zukunftstechnologien, stärkt die heimische Wirtschaft, senkt die Energiepreise durch günstigen erneuerbaren Strom und macht weniger abhängig von Öl- und Gasimporten“, sagt Dr. Volker Kienzlen, Geschäftsführer der KEA-BW. 

21 Städte, acht Gemeinden, ein GVV und fünf Landkreise prämiert – acht davon mit dem eea Gold

Den European Energy Award erhalten die Städte Bad Dürrheim, Bad Schussenried, Bad Wurzach, Bretten, Bruchsal, Eislingen/Fils, Freiburg, Hechingen, Herrenberg, Karlsruhe, Kornwestheim, Kuppenheim, Lörrach, Meßkirch, Nagold, Oberderdingen, Ochsenhausen, Remseck am Neckar, Schwäbisch Hall, Steinheim an der Murr und Weinheim. 

Bei den Gemeinden können sich Bietigheim, Elchesheim-Illingen, Hattenhofen, Horgenzell, Ötigheim, Pfinztal, Steinmauern sowie Weingarten (Baden) über die Auszeichnung freuen. Eine Auszeichnung erhielt auch der Gemeindeverwaltungsverband (GVV) Fronreute-Wolpertswende. Auf Landkreisebene wurden der Enzkreis, der Landkreis Ravensburg, der Landkreis Tuttlingen, der Schwarzwald-Baar-Kreis und der Zollernalbkreis prämiert. 

Von den 35 prämierten Kommunen erhielten Bad Schussenried, Freiburg, Hattenhofen, Karlsruhe, Lörrach, Schwäbisch Hall, der Enzkreis und der Landkreis Ravensburg den eea Gold. Sie erzielten mehr als 75 Prozent der möglichen Klimaschutzpunkte. 

eea-Anforderungen werden ab 2025 deutlich verschärft

Sechs der 35 prämierten Kommunen im Land, Bad Dürrheim, Hechingen, Weinheim, der Schwarzwald-Baar-Kreis, der Zollernalbkreis und der Landkreis Tuttlingen, wurden anhand der neuen eea-Kriterien zertifiziert. Der sogenannte „eea 3.0“ stellt höhere Anforderungen als bisher und legt den Schwerpunkt stärker auf die Zielsetzung der Treibhausgasneutralität. Die Neubewertung wird ab 2025 auf alle Kommunen übertragen. Da die Zertifizierung mit dem eea 3.0 strenger ist, erreichen die teilnehmenden Kommunen erst einmal weniger Prozentpunkte als bislang – trotz gleicher oder sogar intensiverer Klimaschutzbemühungen. Beim eea 3.0 ist insbesondere die Stadt Weinheim hervorzuheben. Die Große Kreisstadt im Norden des Rhein-Neckar-Kreises, die auf eine klimaneutrale Stadt bis 2035 abzielt, war die erste in Deutschland, die sich mit dem eea 3.0 auditieren ließ.

Der eea überprüft regelmäßig die Klimaschutzaktivitäten

Jedes Jahr werden die Kommunen ausgezeichnet, die bei der Überprüfung mehr als 50 der möglichen 100 Klimaschutzpunkte erreicht haben. Die Zertifizierung mit dem Award gilt für maximal vier Jahre. Anschließend müssen die Kommunen unter Beweis stellen, dass sie weitere Maßnahmen in der Energie- und Klimapolitik ergriffen haben, um erneut zertifiziert zu werden. 

Städte und Gemeinden im Südwesten können seit 2006 am eea teilnehmen, Landkreise seit 2010. 28 von 35 Landkreisen nutzen aktuell den eea. Bei den Städten und Gemeinden sind es 153 und ein Gemeindeverwaltungsverband. Damit hat Baden-Württemberg im Vergleich zu den anderen Bundesländern die meisten eea-Kommunen in Deutschland: Mehr als die Hälfte der Städte, Gemeinden und Landkreise, die deutschlandweit am European Energy Award teilnehmen, stammen von dort. Rund 15 Prozent der Kommunen im Südwesten beteiligen sich. Europaweit sind es 1.875 Kommunen aus 16 Ländern – knapp zehn Prozent der teilnehmenden Kommunen kommen aus Baden-Württemberg. 

Klimaschutz-Potenziale mit dem eea erschließen

Der eea unterstützt die kommunalen Verwaltungen bei der Arbeit. Das Klimaschutzlabel erfasst, bewertet und überprüft regelmäßig die Maßnahmen und Aktivitäten auf lokaler Ebene. „Ein solches Vorgehen zahlt sich aus, da dadurch alle Potenziale systematisch ausgeschöpft werden können“, sagt Volker Kienzlen von der Landesenergieagentur KEA-BW. Akkreditierte eea-Beratende, im Land oft Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der regionalen Energie- und Klimaschutzagenturen, unterstützen die kommunalen Verwaltungen dabei. Sie greifen den Kommunen unter die Arme, analysieren die bisherigen Maßnahmen und zeigen Optimierungsmöglichkeiten auf. 

Stadt Freiburg prämiert

Bekannt als Green City gilt Freiburg schon lange als Vorreiterin in Sachen Umwelt- und Klimaschutz. Bereits 1996 wurde das erste Klimaschutzkonzept für die Stadt erstellt, 2025 startet der fünfte Fortschreibungsprozess. Den „Masterplan Wärme 2030“ hat Freiburg schon vor der landesweiten Verpflichtung verabschiedet. Ambitionierte Ziele gibt es auch beim Ausbau erneuerbarer Energien: Bis 2030 soll die Windkrafterzeugung verzehnfacht und die Solarenergieproduktion verfünffacht werden. 

Für die Finanzierung zusätzlicher Klimaschutzmaßnahmen stehen von 2023 bis 2028 insgesamt 120 Millionen Euro aus dem Zukunftsfonds zur Verfügung. Freiburg erhält seit 2024 außerdem für drei Jahre Landesmittel in Höhe von rund vier Millionen Euro im Rahmen des Kommunen-Wettbewerbs „Auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2035“. Damit wird unter anderem eine Machbarkeitsstudie zu saisonalen Wärmespeichern erstellt sowie ein umfangreiches Kommunikationskonzept für die Themen Windenergie, Klimaquartier und Photovoltaik. Das städtische Förderprogramm „Klimafreundlich Wohnen“ bietet finanzielle Unterstützung für energetische Sanierungen.

„Unser Ziel ist Klimaneutralität bis 2035, dafür gibt es noch viel zu tun. Der European Energy Award zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der Umbau der Stadt für die Wärmewende ist in vollem Gange, und mit der Photovoltaik- und Windkraftoffensive werden wir schon bald sehr viel mehr Strom aus Erneuerbaren Energien gewinnen“, sagt Oberbürgermeister Martin Horn.

Fünf Kommunen aus dem RegioEnergie-Netzwerk ausgezeichnet 

Die Gemeinden Bietigheim, Ötigheim, Elchesheim-Illingen, Steinmauern und die Stadt Kuppenheim haben ebenfalls den eea erhalten. Die fünf Kommunen sind Teil des RegioEnergie-Netzwerks im Landkreis Rastatt, ein Zusammenschluss von insgesamt zehn Kommunen. Das Netzwerk erleichtert die Planung der Gemeinden und treibt so die Klimaschutzaktivitäten voran. Als Basis haben die Kommunen gemeinsam ein Klimaschutzkonzept erstellt, der Fokus liegt auf Klimaschutz durch Energieeffizienz und regenerative Energieversorgung, nachhaltige Mobilität, aber auch weiche Maßnahmen wie Beratungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Die Zusammenarbeit bündelt Kräfte und nutzt Synergien – in Zeiten knapper Kassen ein wichtiger Vorteil.

Die Kommunen realisieren nicht nur gemeinsam, sondern auch jeweils alleine Klimaschutzprojekte. Die Gemeinde Bietigheim hat beispielweise beschlossen, alle kommunalen Gebäude mit Photovoltaikanlagen auszustatten. Seit Jahren wird zudem die energetische Sanierung des Gebäudebestands vorangetrieben. In Ötigheim ging 2024 ein Solarpark mit einer installierten Leistung von 4,1 Megawatt in Betrieb. Er deckt rechnerisch rund 23 Prozent des aktuellen Strombedarfs in Ötigheim. Die nächsten Pilot-Projekte der Gemeinde sind eine Photovoltaikanlage an einer Lärmschutzwand und ein CO2-freies Wohnquartier. 

In Elchesheim-Illingen wurde der kommunale Fuhrpark, wo möglich, auf Elektrofahrzeuge umgestellt. Zudem gibt es einen E-Carsharing-Standort am Rathaus und einen E-Lastenradverleih. Die Gemeinde Steinmauern hat das Rathaus energetisch saniert und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach errichtet. Durch die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED hat sich zudem der Stromverbrauch stark verringert.

In der Stadt Kuppenheim, der fünften ausgezeichneten RegioEnergie-Netzwerkkommune, wird die energetische Sanierung des Gebäudebestands stetig vorangetrieben. Die kommunalen Fahrzeuge sind elektrifiziert und werden im Sommer mit eigenem Solarstrom geladen. Bei Firmenneuansiedlungen oder neu geplanten Wohnquartieren fordert der Gemeinderat eine klimaneutrale Versorgung. Um zukünftig eine regenerative Stromversorgung zu sichern, sind auf der Gemarkung zwei Windenergieanlagen geplant, womit rechnerisch rund 72 Prozent des aktuellen Strombedarfs in Kuppenheim gedeckt werden können. 

„Klimaschutz erfordert das Handeln aller – auch auf kommunaler Ebene. Gemeinsam mit unseren Nachbarkommunen haben wir frühzeitig unser Engagement für eine nachhaltige Zukunft gebündelt. Gemeinsam packen wir es an und schaffen durch interkommunale Zusammenarbeit positive Veränderungen im Klimaschutz“, darin sind sich die Bürgermeister Constantin Braun, Rolf Spiegelhalder, Karsten Mußler, Frank Kiefer und Toni Hoffarth einig. 

Enzkreis erhält Auszeichnung

Der Enzkreis ist zum vierten Mal mit dem European Energy Award Gold ausgezeichnet worden; diese Auszeichnung haben nur 15 Landkreise in der Republik. Das Enzkreisteam ist seit 2010 engagiert dabei, die Klimaziele zu erreichen. Der eea ist dabei eingebettet in ein neues Treibhausgasneutralitätskonzept und die 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030. Besonders hervorzuheben sind die enge Zusammenarbeit mit der Klimaschutz- und Energieagentur keep, die für den Enzkreis und die Stadt Pforzheim arbeitet. Ein Alleinstellungsmerkmal ist auch das landesweit einmalige Denkmalnetzwerk, das zu den besonderen energetischen Herausforderungen alter Bausubstanz berät. Ein Klimakoordinator bringt neuerdings für sieben Gemeinden den Klimaschutz voran und ist in das Team beim Landkreis integriert. 

„Unsere Kommune setzt beim Klimaschutz auf das neue Treibhausgasneutralitätskonzept und den eea, um das Klimaziel 2040 zu erreichen. Wir werden unserer globalen Verantwortung gerecht, auch durch unsere Klimapartnerschaft mit Tansania und freiwilligen Kompensationsprojekten im globalen Süden“, sagt Landrat Bastian Rosenau.

Gemeindeverwaltungsverband Fronreute-Wolpertswende ausgezeichnet

Auch der Gemeindeverwaltungsverband Fronreute-Wolpertswende ist unter den Preisträgern. Er ist der erste und einzige in Baden-Württemberg, der sich als Gemeindeverwaltungsverband hat zertifizieren lassen. In der Gemeinde Fronreute wird der Stromverbrauch kommunaler Gebäude und der Straßenbeleuchtung bilanziell bereits zu über 60 Prozent durch Photovoltaik-Anlagen auf kommunalen Dächern gedeckt. Dieser Wert soll auf 100 Prozent steigen. Mit dem Projekt „Fronhofen – Zukunft jetzt!“ hat ein breites bürgerliches Engagement Blühflächen geschaffen und weitere Umwelt- und Klimaschutzprojekte angestoßen. 

Die Gemeinde Wolpertswende hat ein Quartierskonzept erstellt, das die Erweiterung der Nahwärmeversorgung durch eine Biogasanlage im Ortsteil Mochenwangen umfasst. Zur Förderung klimafreundlicher Mobilität treibt die Gemeinde Projekte wie E-Ladesäulen, E-Carsharing-Standorte und die Plattform Pendla voran. Mit dem gemeinsamen Projekt „Solidarische Gemeinde Fronreute-Wolpertswende“ hat die Gemeindeverwaltung bereits Einkaufsfahrten ergänzend zum örtlichen ÖPNV organisiert. Auch dieses ehrenamtliche Projekt soll weiter ausgebaut werden.

„Der Gemeindeverwaltungsverband Fronreute-Wolpertswende hat sich zum Ziel gesetzt, den Klimaschutz gemeinsam und interkommunal voranzubringen. Beide Gemeinden haben hier schon viele Projekte umgesetzt und wollen nun mit gegenseitiger Unterstützung weitermachen, weil dies für unsere nachfolgende Generation notwendig ist“, sagen Oliver Spieß, Bürgermeister der Gemeinde Fronreute, und Daniel Steiner, Bürgermeister der Gemeinde Wolpertswende.

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Weitere Klimaschutztipps für Kommunen

Was Kommunen machen können und wie sie am besten vorgehen: 

Landesgeschäftsstelle des European Energy Award (eea)

Bilder, Programm, Links und Informationen zur EEA-Verleihung am 21. Februar 2025: