- Wärmewende
Kaltes Nahwärmenetz in Schallstadt
Abwärme aus Abwasser versorgt ein ganzes Quartier mit Wärme


- Ein 2,2 Kilometer langes kaltes Nahwärmenetz versorgt seit 2021 in Schallstadt insgesamt 200 Wohnungen und das Rathaus mit Wärme.
- Bisher ungenutzte Abwasserabwärme dient als Energiequelle.
Als Schallstadt ein neues Rathaus baute und im Ortsteil Weiermatten ein Neubaugebiet entstand, diskutierte die Kommune verschiedene Möglichkeiten der klimafreundlichen Wärmeversorgung. Die Entscheidung fiel schlussendlich auf die Errichtung eines kalten Nahwärmenetzes. Eines der Argumente dafür war der nahe gelegene Abwasserkanal, dessen Abwärme bislang ungenutzt blieb. Zudem ist im Neubauquartier ein tiefes Temperaturniveau möglich und es konnten aufgrund niedriger Vorlauftemperaturen ungedämmte Leitungen eingesetzt werden – optimale Voraussetzungen also.
So geht’s: Abwärme aus Abwasser als Energiequelle
In das Abwassersammelbecken fließen pro Sekunde circa 22 Liter Abwasser aus benachbarten Gemeinden mit einer Durchschnittstemperatur von 15 Grad Celsius. Es wird mittels Beschickungspumpen zu einem der zwei Wärmeüberträgern in der Energiezentrale am Rathaus gepumpt. Dort umströmt es Edelstahlrohre, die ihre Wärme auf das Wasser des Nahwärmenetzes übertragen. In den angeschlossenen Gebäuden bringen dezentrale Wärmepumpen das Wasser anschließend auf die benötigte Temperatur.
Im Winter warm, im Sommer kühl
Das kalte Nahwärmenetz sorgt nicht nur für warmes Wasser und warme Wohngebäude im Winter. Es kann auch im Sommer zur Kühlung eingesetzt werden. Dafür bleibt die Wärmepumpe aus und das Wasser fließt mit seiner niedrigen Ausgangstemperatur durch die Rohre der Fußbodenheizung. Mit Blick auf die zunehmenden Hitzeperioden im Sommer stellt dies einen großen Vorteil dar.
Pufferspeicher erweitert Möglichkeiten
Um das kalte Nahwärmenetz in Schallstadt noch effizienter zu gestalten, wurde ein unterirdischer Pufferspeicher integriert. 500 Kubikmeter Wasser speichern überschüssige Wärme und stellen sie bei Bedarf zur Verfügung. Zudem kann Wärme, die beispielsweise im Sommer bei der Kühlung der Gebäude anfällt, in den Pufferspeicher eingespeist werden. Für die Zukunft stehen weitere Möglichkeiten offen: Abwärme aus Gewerbegebieten ließe sich ebenso speichern wie Wärme aus Power-to-Heat-Anlagen.
Effizienz und Hygiene
Damit durch mögliche Ablagerungen in den Rohren der Wärmeübertrager keine Wärmeverluste entstehen, werden diese täglich durch ein innovatives automatisiertes Reinigungssystem gereinigt. Spezielle Filter garantieren zudem die Hygiene des Brauchwassers, indem sie Legionellen-Bakterien ohne das sonst übliche Erhitzen des Wassers entfernen.
Technologie | Abwasserabwärme, Wärmeübertrager (400 kW), Pufferspeicher (500.000 m³), Wärmepumpe |
Erzeugte Wärmemenge | 900.000 kWh / Jahr |
CO2-Minderung | 325 t / Jahr |
Förderung | 216.299 € aus dem Landesförderprogramm Energieeffiziente Wärmenetze |
Konzeption | Energiedienst AG |
Betrieb | Energiedienst AG |
Für mehr Informationen:
Boris Bartenstein
KEA-BW, Bereich Wärmewende
Telefon: 0721 9847142
Mobil: 0174 3034261
boris.bartenstein@ kea-bw.de
Stand: November 2023
